Archiv - Archiv 2021
Besichtigung des Trainingsbergwerks in Recklinghausen
Viele kennen das Bergbau-Museum in Bochum, das man über und unter Tage besichtigen kann und das ehemals dem Bergschulunterricht diente. Aber nur wenige der 25 Jonges kannten zuvor das Trainingsbergwerk in Recklinghausen, wo Bergleute der verschiedenen deutschen Bergbauunternehmen in allen im Bergbau vertretenen Berufsgruppen ausgebildet wurden.
Unsere vier Führern Dirk, Thorsten, Thomas und Helmut begrüßten die Ratinger Gruppe mit einem herzlichen „Glück auf“, dem Gruß aller Bergleute. Nach dem alle mit einem langen Mantel (natürlich in der Farbe „Weiß“, wie es der Bergmannskluft entspricht) eingekleidet und Helm ausgestattet waren, ging es ins Trainingsbergwerg, wo ein Film über das Thema Steinkohle gezeigt und einiges über die Geschichte des Trainingsbergwerks erzählt wurde.
Vermutlich erfuhren dabei die meisten erst, dass das Bergwerk eigentlich nie ein tatsächliches Bergwerk gewesen war, sondern während des Zweiten Weltkriegs als Schutzbunker für die umliegenden Siedlungen in der Abraumhalde direkt neben dem Schacht II der Zeche Recklinghausen gegraben und eingerichtet wurde. Damals noch in einer einfachen U-Form. Nach dem Krieg wurde der Bunker nicht mehr benötigt und geriet fast in Vergessenheit. Dann merkten die Bergwerksunternehmen, dass es an realistischen Lern- und Trainingsmöglichkeiten für die zukünftigen Bergleute fehlt, weshalb der aufgelassene Schutzbunker ab Anfang der 1970er-Jahre zu einem Trainingsbergwerk ausbaut wurde. So entstand im Laufe der Zeit aus dem ursprünglichen „U“ letztlich eine rund 1,2 Kilometer lange Strecke, die weiter horizontal in die Abraumhalde hineinführt, wobei drei verschiedene Strebe, drei Streckenvortriebe und ein Schacht durch bis zu 250 Auszubildenden täglich ausgebaut und mit den neuesten Maschinen ausgerüstet wurden, die unter Tage zum Kohlabbau und Transport benötigt werden. 2018 wurde der Standort zur Fortbildungsabteilung der RAG „Trainingszentrum Bergbau“. Heute ist es ein selbständiger Betrieb mit ehrenamtlichen Kräften des Vereins „Trainingsbergwerk Recklinghausen e.V.“
Nach einem kurzen Moment des Innehaltens vor dem Altar der hl. Barbara, der Schutzpatronin aller Bergleute, stimmten alle das Lied „Glück auf, der Steiger kommt“ an, wobei mit jeder Strophe die Anzahl der Mitsingenden weniger wurde.
Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
Schon angezünd't, schon angezünd't.
Schon angezünd't, das gibt ein‘n Schein
Und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.
Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut' sein,
….
In zwei Gruppen folgten wir den Führern in die verschiedenen Abteilungen, bestaunten die extra für uns in Betrieb genommenen Maschinen, mit denen früher die Kohle abgebaut wurde, wobei ordentlich Lärm durch die Transportbänder für die Kohle entstand. Natürlich mussten wir auch - wie früher üblich - einige Meter gebückt im Streb vor Ort herumkriechen, waren dabei froh, einen Helm aufzuhaben. Und wir bekamen großen Respekt vor den Bergmännern, die das damals täglich während ihrer Schicht bei Hitze und feuchter Luft (die Kohle wurde benässt, um den Staub niederzuschlagen) machen mussten.
Nach fast zweieinhalb Stunden Einführung und Rundgang hatten die Jonges viele Informationen und Eindrücke, wie es unter Tage zugegangen war. Aber das ist mittlerweile Geschichte, seit im Dezember 2018 mit dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop das letzte aktive Steinkohlen-Bergwerk in Deutschland geschlossen wurde. Mit einem „Glück auf“ verabschiedeten wir uns von den ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern, die uns durch das verwirrende Tunnelsystem geführt hatten.
Nach der Rückkehr setzte noch fast die Hälfte der Teilnehmer den Ausflug im Ratinger Brauhaus fort, wobei das Erlebte und auch die teils eigenen Erfahrungen mit dem Bergbau vielfach Gesprächsthema waren.
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