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Viertagesfahrt in die belgischen Ardennen
Ein Reisebericht von Erbo Heinrich
Belgien ist eine Reise wert!
Unter den Nachbarn Deutschlands belegt das Königreich Belgien in der Gunst deutscher Touristen eher einen hinteren Platz. Die Küste und Brüssel sind zwar Reiseschwerpunkte, aber Belgien kann soviel mehr bieten. Norbert, unser Reisebaas, hat das im Juni 2019 schon einmal mit einer privaten 3-Tagereise erfolgreich bewiesen. Und deshalb wiederholten wir das Ganze jetzt mit einer viertägigen Jongesreise.
1. Tag, Hinfahrt, Führung durch Lüttich, Abtei Val - Dieu, Pentahotel
Noch vor der Abfahrt mit dem Reisebus geschah etwas Ungewöhnliches. Beim Einsteigen lag ein Hund zu Füßen des Fahrers, der passte genau auf, wer da alles so einstieg. Bei anhaltend schönem Wetter ging die Fahrt über Aachen in 2 Stunden schnell vorbei.
In Lüttich begrüßte uns weithin sichtbar ein imposantes rotes Haus auf dem Ufer der Maas – das Curtius Museum. Und auf der Maas ein riesiges Flussschiff, das die wirtschaftliche Bedeutung des Flusses klarstellte. Unübersehbar war allerdings auch die nicht enden wollende Kette an Straßenbaustellen. Unser Busfahrer musste sein ganzes Geschick aufbieten, um ans Ziel zu kommen.
Die Stadtrundfahrt fiel wegen der vielen Baustellen anders aus als gedacht. Aber man gewann schon den Eindruck, dass hier eine alte Industriestadt aus der großen Zeit der Montanunion im Umbruch ist und versucht, dem Verfall zu entkommen. Nur manchmal sah man noch alte, prunkvolle Stadthäuser, die jetzt wieder instandgesetzt werden.
Unser Reiseleiter (B. Neikes) führte uns nach der Stadtrundfahrt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Hervorgehoben wird hier u. a, die „Stiftskirche Sankt Bartholomäus“. Sie ist aber nur eine von vielen sehenswerten Sakralbauten Lüttichs. Bemerkenswert war auch die „Montagne de Bueren – Treppe“, die mit 374 Stufen einen sehr sportlichen Zugang zum oberen Teil der Stadt bildet.
An den Stadtrundgang schloss sich ein Abstecher zur „Abtei Val - Dieu“ an. Eine engagierte Führerin brachte uns in gutem Deutsch die Geschichte dieser Zisterzienserabtei mit angegliederter Brauerei näher. Die Mönche sind schon lange weg, aber die Brauerei und die hervorragenden Biersorten gibt es noch immer. Wir haben das genau geprüft.
Danach bracht uns der Bus zurück in die „Stadt der Baustellen“ zum „Pentahotel“. Nach dem Abendessen kamen wir dann auch wieder auf das belgische Bier zurück.
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2. Tag, Namur, Wassergärten von Annevoie, Dinant
Nach einem ausgiebigen Frühstück begann der zweite Tag mit einem Ausflug nach Namur. Der Busfahrer war inzwischen ein anderer und er hatte auch keinen Hund mehr, aber er hatte einen gewinnenden, österreichischen Akzent und war die Ruhe in Person.
Namur empfing uns wie Lüttich erst einmal mit einem prächtigen, roten Haus, wo im 16. Jahrhundert die Metzgerzunft untergebracht war. (Halle al’Chair,im maurischer Stil). Eine imposante Festung liegt direkt über dem Zusammenfluss von Sambre und Maas. Sie war aber an diesem Tag und auf diesem Weg nicht mit dem Bus zu erreichen. Ein Blick von einer Serpentine war aber auch sehr eindrucksvoll.
In der Nähe eines alten Spielkasinos verließen wir dann den Bus zu einem geführten Spaziergang durch die Innenstadt. Vor der alten Handelsbörse (Bourse de Commerce) fanden wir zwei Figuren mit einer angeleinten und einer eingesperrten Schnecke - „Djoseph und Francwés“! Dieses kleine, aber wichtige Ensemble nimmt die auffällige Bedächtigkeit der Bürger Walloniens aufs Korn. Sie sind eben ein wenig langsam.
Nachdem wir eine Weile über den schönen Markt vor der Börse gebummelt waren, ging es weiter zu den „Wassergärten von Annevoie“. Diese Gärten waren im 18. Jahrhundert als idyllische Kulturlandschaft angelegt worden. Im Stil englischer, französischer und italienischer Parklandschaften mit vielen Springbrunnen, Wasserspielen und Gräben gruppieren sie sich um ein stolzes, weißes Wasserschloss. Eine völlig unaufgeregte Schwanenfamilie mit vier Jungen ließ sich dort ohne Schwierigkeiten ablichten und ein Paar stand staunend vor einer riesigen Eberskulptur. Alles strahlte eine Ruhe aus, die jeden Besucher in ihren Bann zog.
Das dritte Tagesziel war die Stadt Dinant. Der wohl berühmteste Sohn dieser Stadt war Adolphe Sax, der Entwickler, Erbauer und Namensgeber des Saxophons. Die mächtige Zitadelle über der kleinen Stadt, die wunderschöne Kirche „Notre Dame“ mit ihrem Zwiebelturm, dahinter eine gewaltige Felswand und das alles auf engstem Raum unmittelbar neben der Maas sind wohl einzigartig.
Und das „Saxophon“ ist in Dinant, wo man auch hinschaut. Auf der Brücke, die nach Charles de Gaulle benannt ist, gibt das Saxophon den Ton an und nicht der General. 25 Saxophone, jedes mehr als drei Meter hoch, flankieren die Fahrbahn. Jeder Staat, der etwas auf sich hält, ist dort mit einem gespendeten Instrument vertreten. Auch Deutschland – „Proudly presented by Brigitte and Bobby Geuer“! Dinant ist eine Stadt, die man wiedersehen möchte!
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3. Tag, Brüssel
Der 3. Tag war vollkommen der Hauptstadt Belgiens gewidmet. Die wichtigsten Attraktionen sind wohl das Atomium, der große Markt, das Manneken Pis und eine große Portion echter Brüsseler Pommes Frittes.
Zuerst fuhren wir zum „Atomium“. Beim Verlassen des Busses erschien zwischen dem Laub der Bäume eine riesige Konstruktion aus blinkendem Metall. Obwohl das Atomium die Elementarzelle des Eisenkristalls darstellt, hat man die Außenhaut bei der Überholung aus poliertem Aluminium angefertigt. Es ist übrigens 55mal größer als „Bobby“, der immerhin 1,85 m groß ist. Nach einem Spaziergang rund um diese Sehenswürdigkeit brachte uns der Bus in die Stadtmitte. Beim Verlassen des Busses wurden wir mit Audiophonen ausgerüstet, um die Verständigung zwischen Reiseleitung und Gruppe zu verbessern. Im Zentrum der Stadt herrschte touristischer Hochbetrieb. Wenn man eine Einkaufspassage wie die „Galeries Royales Saint Hubert“ besuchen wollte, dann musste man schon eifrig „mitwimmeln“. Brüssel ist eine tolle Stadt zum Einkaufen. Die Schaufenster sind voller schöner Dinge, deren Sinn allerdings nicht immer ganz klar ist.
Ein paar Schritte weiter standen wir unmittelbar vor dem weltberühmten Großen Markt Grand - Place). Das Rathaus ist schon über 600 Jahre alt und wurde oft verändert. Trauungen im Standesamt dieses Rathauses sind sehr beliebt und sehr teuer. Andererseits klatscht aber die Touristengemeinde auf dem Markt auch Beifall, wenn das frisch getraute Paar auf dem Balkon erscheint. Gegenüber dem Rathaus steht das Maison du Roi. Es ist kaum zu glauben, dass da im 13. Jahrhundert alles mit einer Bäckerei begonnen haben soll. Heute ist dort ein Museum. Um den Platz herum reihen sich insgesamt 39 reich verzierte Gildehäuser, darunter auch der Palast der Herzöge von Brabant.
Noch einmal um die Ecke und wir fanden „Manneken Pis“ in Polizeiuniform vor, umringt von Menschen. Es war unmöglich, näher an den kleinen Stehpinkler heranzukommen, weil er von einer kleinen Gemeinde kostümierter Anhänger umringt wurde, die ein Double von ihm vor sich hertrugen. Vielleicht wurde er mal wieder neu eingekleidet. Und was passiert nicht alles mit diesem Symbol belgischen Humors: Alleine 7mal hat man ihn geklaut, die Kleidung spendet man ihm und zahlt auch noch dafür, dann hat er seit 1985 eine kleine Schwester „Jeanneke Pis“, einen Hund gibt es auch, der das Beinchen hebt. Er wurde sehr früh schon zum Ritter geschlagen und begann damit eine politische Karriere. Es gibt Stimmen, die sagen „MP“ stünde für demokratische Werte, Meinungsfreiheit und Widerstandsgeist. Und wenn wir mal wieder hierherkommen, dann sitzt er ja vielleicht schon im EU – Parlament. Wofür er sich dort einsetzen wird, ist völlig klar – aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Inzwischen waren wir hungrig und hatten uns in eine lange Schlange vor einem Pommes – Laden eingereiht. Das lohnte sich. Die Pommes schmeckten hervorragend und der vierte Programmpunkt war auch erledigt. Auf dem Rückweg zum Bus war noch ein wenig Zeit, um die Kathedrale St. Michael und St. Gudula mit ihrer interessanten dreiteiligen Orgel zu besuchen. König Baudouin und Königin Fabiola wurden dort 1960 getraut.
Zurück im Hotel ließ man die letzten drei Tage noch einmal vorbeiziehen. Bis auf die vielen Baustellen in Lüttich waren die Eindrücke so positiv, dass man vielleicht einmal hierher zurückkommt, um belgische Pommes zu essen und zu schauen, was Manneken Pis inzwischen wieder angestellt hat.
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4. Tag, Grotte de Han-sur-Lesse, Durbuy, Heimreise
Die Rückreise führte erst einmal nach Süden zu den Tropfsteinhöhlen von Han-sur–Lesse. Dort angekommen wollten nicht alle den Weg durch die Unterwelt wagen. Deshalb bildeten sich zwei Gruppen: Die Mutigen, die durch die Höhle wandern wollten und die Vorsichtigen, die einen Gang durch ein interessantes Wildgehege vorzogen.
Die „Höhlenwanderer“ nahmen die altehrwürdige Grottenbahn bis vor den Eingang der Tropfsteinhöhle. Nach einer kurzen Einweisung durch einen sehr gut deutschsprachigen Führer machten wir uns auf den Weg. Die Temperatur sank auf 13°C, aber niemand fror. Die Gänge waren zwar nass aber nicht glitschig. Die Stege, Treppen und Plattformen machten einen sicheren Eindruck. Alles war richtig beleuchtet. Die Wände, bedeckt mit wunderbaren Strukturen und Mustern, beschäftigten ständig die Augen im Zwielicht. Nach einiger Zeit kamen wir staunend in einen riesigen Dom, in dem ein kleiner Fluss dahinzog und eine schmale Serpentine nach oben zu einer Plattform führte. Dieser Dom liegt tief unter der Oberfläche, ist 149 m lang, 86 m breit und 62 m hoch. Auf seiner Plattform wurde eine Light Show mit geheimnisvoller Musik geboten. Wir waren begeistert!
Wir wanderten dann am Ufer des unterirdischen Flüsschens „Lesse“ weiter, vorbei an wunderbaren Tropfsteinvorhängen bis hin zu einer Brücke, die das Ende der Höhle anzeigte. Gemeinsam mit dem Flüsschen „Lesse“ kehrten wir nach einer 2 km langen Wanderung durch die Unterwelt an die Oberfläche zurück. Dort ruhten wir uns in einem Gartenlokal neben dem Höhlenausgang aus. Der Rückweg zum Bus war jetzt viel kürzer, weil wir unter der Erde in einem weiten Bogen wieder auf ihn zugegangen waren. Dort wurde auch das obligatorische Gruppenbild gemacht.
Das letzte Ziel unserer Fahrt war Durbuy, ein kleines idyllisches Städtchen unterhalb einer schroffen Felswand, die jedem Betrachter sofort klarmachte, dass auch die gute alte Erde Falten bekommt. Danach begann dann endgültig die Heimreise. In Aachen Lichtenbusch tauschten wir zum zweiten Mal den Fahrer, der uns zurück nach Ratingen brachte.
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Es war eine schöne und interessante Reise. Die meisten von uns kannten Belgien wirklich nicht von dieser Seite. Interessante Städte, alte Bauwerke und beeindruckende Landschaften haben wir kennen gelernt. Auch das Pentahotel in Lüttich mit seiner Halbpension war genau richtig. – Und es bleiben uns Orte im Gedächtnis, die wir gerne noch einmal wiedersehen möchten.
Das verdanken wir alles unserem Reisebaas Norbert Halverkamps, der sich wieder sehr viel Mühe gemacht hat, uns vier schöne Tage zu bereiten. Herzlichen Dank dafür von allen 39 Mitreisenden!
Unser Dank gilt auch dem Reiseleiter Bendikt Neikes (Reiseveranstalter Havermann) und unseren drei Busfahrern A. Moosler, F. Meisingen und Frank, die uns trotz zahlreicher Baustellen sicher und pünktlich an die vielen Ziele unserer Reise gebracht haben.
Erbo Heinrich