Archiv - Archiv 2019
Ehrenfriedhof
Wieder lesbare Inschriften, gereinigte und aufgearbeitete Grabsteine und Denkmäler, neu angelegte Freiflächen und eine durchdachte Bepflanzung: Der Ehrenfriedhof an der Werdener Straße ist umfassend restauriert und verschönert worden. Seit rund einem Jahr haben sich die Ratinger Jonges dieser Aufgabe verschrieben, die jetzt ihren Abschluss gefunden hat. Als sich Ratingens größter Heimatverein vor einem Jahr entschlossen hat, den katholischen Teil des Ehrenfriedhofes aufzuwertend, war der in einem desolaten Zustand: Etliche Grabsteine waren zugewachsen oder lagen schief, manche Inschriften verwittert und kaum mehr entzifferbar, an den Fugen einiger Sockel bröckelte der Mörtel, die Bepflanzung hatte sich ungehindert ausgebreitet und manches Grabmal bedrängt oder mit Wurzeln unterwandert. „Doch mal eben mit Wurzelbürste drüberschrubben, das ging gar nicht“, sagte Guido Multhaupt, Beisitzer für Stadtbildpflege bei den Jonges. Denn der gesamte Ehrenfriedhof steht unter Denkmalschutz. Und das bedeutet, dass nur zugelassene Experten in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde sich an den Steinen zu schaffen machen durften.
Mit dem Steinmetzbetrieb Berns aus Duisburg fand man einen geeigneten Partner. „Es konnten viele Inschriften wieder lesbar gemacht und die Substanz dauerhaft erhalten werden“, erklärte Multhaupt nach Abschluss aller Arbeiten. So kann jetzt jeder wieder lesen, dass die Inschrift auf dem Grabmal neben der Bushaltestelle auf den Enkel des Cromford-Gründers Brügelmann hinweist.
Während der Restaurierung stellte sich zudem heraus, dass gerade im Bereich des Porticus etliche Grabsteine eher willkürlich auf dem Gelände platziert waren. Sie wurden jetzt in einer neuen Struktur angeordnet. Restauratorin Chari-Juliane Tihany lobte die kurzen Wege bei der Zusammenarbeit mit den Stadtämtern und auch dem Stadtarchiv. Sie sei während der Arbeit auch immer wieder von Passanten angesprochen worden, die sich für die Grabsteine interessierten.
Komplett überarbeitet wurden auch die Grünflächen. Durch Rückschnitt wurden die Sichtachsen wiederhergestellt und ein lichteres Raumgefühl erzeugt. Es gibt jetzt auch keine dunklen Ecken mehr. Bei der Neugestaltung konnten die Jonges auf die Erfahrung und Tatkraft des städtischen Grünflächenamtes bauen. Mitarbeiterin Julia Ostermann: „Jetzt werden Grabsteine von Taxus-Hecken eingerahmt, außerdem haben wir die vorhandene Bepflanzung durch Zwiebelblumen ergänzt, die zu anderen Jahreszeiten für farbliche Akzente sorgen als die Magnolien und Rhododendren.“ Zu guter Letzt haben die Jonges dem neu gestalteten Ehrenfriedhof auch noch neue Sitzbänke spendiert. Insgesamt hat die Restaurierung und Umgestaltung rund 50 000 Euro gekostet, von denen 40 Prozent die Jonges übernommen haben, der Rest stammt aus Fördertöpfen.
Bürgermeister Klaus Pesch lobte das Engagement der Jonges für ihre Heimatstadt und wies darauf hin, dass der Verein in vielem flexibler agieren kann als die Verwaltung – etwa bei speziellen Ausschreibungen. Deshalb sei die Arbeit der Jonges so wichtig.
Das Projekt „Ehrenfriedhof“ sei aber noch nicht abgeschlossen, erklärte Multhaupt. Als nächstes wolle man sich im Laufe des Jahres den evangelischen Teil auf der gegenüberliegenden Straßenseite vornehmen und restaurieren. Und im kommenden Jahr sei die besonders aufwendige Rekonstruktion des ehemaligen Wieler-Gartens im Poensgenpark an der Reihe.
Um den Ratingern den Ehrenfriedhof und auch die durchgeführten Arbeiten näher zu bringen, planen die Jonges entsprechende Führungen – auch mit der Restauratorin.