Archiv - Archiv 2018
Vom Hütejungen zum Hofbildhauer
Heimatgeschichte und Kunst – diese reizvolle Kombination erlebten jetzt 30 Mitglieder der Ratinger Jonges bei einem Vortrag mit Führung im Stadtmuseum.
Unter dem Titel „Vom Hütejungen zum Hofbildhauer“ erzählte das Lintorfer Urgestein Manfred Buer anschaulich vom Leben und Wirken des wohl prominentesten Lintorfers: Johann Peter Melchior.
Buer, selbst Ratinger Jong und langjähriger Vorstand der Lintorfer Heimatfreunde, hat als ausgewiesener Experte häufig in der Jahresschrift des Vereins, der „Quecke“, über Melchior geschrieben. Kurzweilig und informativ zeichnete er das wechselvolle und schöpferische Leben von „JPM“ von der Geburt im Jahre 1747 in Lintorf bis zum Tod 1825 in Nymphenburg nach.
Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs Melchior bei Stiefeltern auf und verbracht seine Kindheit als Hütejunge. Nachdem sein künstlerisches Talent erkannt worden war, begann er eine Lehre zum Bildhauer und kam über Aachen, Köln und Koblenz als junger Mann nach Mainz, wo er an der Porzellanmanufaktur Höchst des Kurfürsten Emmerich Josef von Breidbach-Bürresheim als Modellmeister angestellt wurde. Bald folgte die Ernennung zum kurmainzischen Hofbildhauer. In diesen Jahren machte er auch Bekanntschaft mit Goethe, den er 1775 portraitiert. Melchiors Talent hatte sich offenbar herumgesprochen, den Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz warb ihn 1779 kurzerhand zu seiner Porzellanmanufaktur nach Frankenthal ab.
Als die Manufaktur in Kriegswirren in Folge der französischen Revolution schließen musste, folgten für Melchior Jahre der Armut und Krankheit. Kurfürst Karl Theodor holte ihn dann seine Nymphenburger Manufaktur, wo er noch 25 Jahre lang schöpferisch tätig war, aber auch zunehmend unter Krankheiten litt. 1822 wurde er wegen seiner Gebrechen pensioniert, drei Jahre später starb Johann Peter Melchior starb.
Manfred Buer ließ immer auch die Gönner und Arbeitsgeber Melchiors zu Wort kommen, was den Vortrag besonders lebendig und anschaulich machte.
Im Anschluss führte Museumsdirektorin Dr. Alexandra König die Jonges-Gruppe exklusiv durch die Melchior-Sammlung des Hauses. Dabei wurde deutlich, warum Melchior als einer der erfindungsreichsten Porzellanplastiker Deutschlands gilt.